Dienstleister: Textilreinigung

Wir lebten im Hotel, mein Mann über sieben Monate, ich knapp vier Monate. Mit meiner Ankunft stieg die Wäschemenge drastisch an und wir beschlossen, auf den überteuerten Service des Hotels zu verzichten und eigene Recherchen anzustellen.

Schnell stieß ich auf zwei Anbieter: DRYCLEAN USA und 5 à Sec. Meinen Test begann ich mit 5 à Sec. Sogleich war ich verblüfft, mit welcher Liebe die geschulte Mitarbeiterin jedes einzelne Kleidungsstück behandelte.

 

Fast zärtlich berührte sie das erste Hemd, tippte die Marke in den Computer und legte es sorgfältig zur Seite. Dann wurde das nächste Stück ebenso liebevoll erfühlt, erfasst und erledigt. Der Prozess dauerte eine Ewigkeit.

 

5 à Sec liebt edle Kleidung, berichtete ich meinem Mann, und beschrieb den Umgang mit den Kleidungsstücken, den ich so in Deutschland noch nicht beobachtetet hatte.

 

Auch unsere Wäsche musste irgendwo gewaschen werden. Ich entschloss mich, auch wenn der Name dies nicht nahelegt, DRYCLEAN USA zu testen und war erleichtert, dass die Wäscheabgabe etwas anders verlief.

 

Die Mitarbeiterin mit dem schönen, wenn auch etwas verunstalteten Namen „Greice Kelli“ ging etwas burschikoser zur Sache. Aus einem Gefühl heraus hatte ich im Vorfeld alle Wäschestücke erfasst, was sich im Nachhinein als gute Idee erweisen würde, nicht nur zum Vokabellernen.

 

Ich gab Hemden, Blusen, Tops, lang- und kurzärmlige T-Shirts, Unterwäsche und Strümpfe ab, die ich drei Tage später wieder abholen konnte. Außer der Tatsache, dass alle Wäschestücke weiß waren, konnte ich keine Gemeinsamkeit erkennen, insbesondere nicht in der Stoffmenge. Das sieht man bei DRYCLEAN USA offensichtlich anders.

 

Als ich die Wäsche am Abholtag um 17.00 Uhr abholte, verließen die Professionals rund um die Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini gerade ihre Büros.

Ich erntete irritierte Blicke, als ich die Wäsche zurück ins Hotel trug. Davon berichtete ich meiner Freundin Tereza, die ebenfalls überrascht reagierte, denn in Brasilien, so berichtete sie, ließe sich jeder Kunde seine gereinigte Kleidung nach Hause liefern. Wieder hatte ich etwas gelernt. Ich sollte noch mehr lernen an diesem Tag.

 

Im Hotel überprüfte ich die Kleidungsstücke. Zwei T-Shirts waren unauffindbar, ein sehr freizügiges Top, das ich nie zuvor gesehen hatte, fand sich zwischen unserer Kleidung. Die Unterwäsche fehlte gänzlich. Ich konsultierte das Wörterbuch und machte mich wieder auf in die Reinigung.

 

Mit meinem rudimentären Portugiesisch versuchte ich, Greice Kelli ins Bild zu setzen. Die Suche begann. Immer wieder wurden mir neue Kleidungsstücke präsentiert, in der Hoffnung, dass ich unsere wiedererkennen und zustimmend nicken würde. Nach einer Ewigkeit hatten wir alles beisammen und ich verließ glücklich das Geschäft.

 

Dieses Schauspiel wiederholte sich nun wöchentlich, bis meine Freundin Tereza einschritt. Es könne nicht sein, dass ihre Freundin jede Woche Zeit darauf verwenden würde, Listen über die abgegebenen Kleidungsstücke zu erstellen und schließlich doch jedes Kleidungsstück einzeln identifiziert werden müsse. Auch thematisierte sie die gleiche Berechnung von Tops und Langarmshirts, was sich fortan auf die Berechnung auswirkte. Schließlich bat sie darum, die Kleidungsstücke zukünftig im Hotel anzuliefern.

 

Die Damen in der Reinigung waren geplättet und ich war gespannt auf die Anlieferung, die am nächsten Tag anstand. Wieder kein Volltreffer. Ich reklamierte noch drei oder vier Mal, bis die Reinigung in der letzten Maiwoche eine Punktlandung machte – Tage, nachdem unsere eigene Waschmaschine angeliefert wurde.