Grün, gelb oder rot sind sie. Mit klassischem Dach, Panoramaverglasung oder ganz offen.
Fleißige Promotoren laden zur nächsten Fahrt mit ihnen ein. Sie sind aus dem Stadtbild internationaler Metropolen nicht wegzudenken – die Stadtrundfahrtbusse.
Doch in São Paulo sucht man sie vergeblich.
Die Stadt, so scheint es, will klassisch erobert werden. Und auch dabei macht sie es dem Touristen nicht leicht, mit ihren völlig desolaten Gehwegen, die den Namen Bürgersteig nicht verdienen, mit ihren vermeintlichen Zebrastreifen, die keine sind. Dass die Streifen auf den aus Schlaglöchern bestehenden Straßen keine Bedeutung haben, stellt der gewöhnliche Tourist allerdings erst dann fest, wenn ihn ein Auto fast umgenietet hat.
Ist man in der Stadt, deren Fahrzeugbestand im Jahr 2011 auf sieben Millionen angewachsen ist, nicht motorisiert, gilt es, einen günstigen Weg zum Ausgangspunkt der individuell gestalteten Stadtrundfahrt zu wählen. Und sogleich beginnt das Abenteuer.
Per CPTM, einer Art S-Bahn, mit dem Bus und der U-Bahn gelangt der Tourist in die Innenstadt. Um sich eine Vorstellung von den Ausmaßen der gigantischen Megacity zu verschaffen, empfiehlt es sich, mit dem Edifício Altino Arantes (Banespão) zu beginnen, das von seiner 160 Meter hohen Aussichtsplattform einen 360-Grad-Panoramablick über die Stadt bietet.
Das 1949 eröffnete Gebäude, das an das Empire State Building in New York erinnert und zwanzig Jahre lang das höchste Gebäude der Welt war, ist Montag bis Freitag von 10.00-15.00 Uhr für Besucher, die sich mit einem Fotodokument identifizieren müssen, frei zugänglich (Rua João Brícola 24, Tel.: 11-3249 7466).
Fußläufig, in der Rua da Cantareira 306 (Tel.: 11-3313 1326, www.mercadomunicipal.com.br), befindet sich der Mercado Municipal, ein Gebäude im Barockstil, das in den frühen 1930er Jahren erbaut wurde. In der täglich von 06.00 bis 18.00 Uhr geöffneten, belebten Markthalle mit ihren prächtigen, fast sakralen Mosaikfenstern bietet sich dem Touristen ein Meer an Farben. Obst in allen Formen und Farben wird von eifrigen Verkäufern zum (nicht kostenfreien) Probieren gereicht. Wurst, Käse, Fleisch werden aufwändig dekoriert dargeboten.
Frisch gestärkt sollte sich der interessierte Tourist das Mosteiro de São Bento beziehungsweise die zum Kloster gehörende Basílica de Nossa Senhora da Assunção (Largo de São Bento, Tel.: 3328 8799, http://www.mercadomunicipal.com.br) nicht entgehen lassen. Die Kirche mit ihren zwei Türmen und ihrer Orgel mit den über 6000 Orgelpfeifen wurde, wie das Kloster, im frühen 20. Jahrhundert erbaut. Sonntags erfüllen die Mönche mit ihren gregorianischen Gesängen diesen Rückzugsort in der innerstädtischen Wüste.
Möchte man der Hektik der Megacity entfliehen, ist der Parque do Ibirapuera (Tel.: 5573 4180, www.parquedoibirapuera.com), der als São Paulos Antwort auf den New Yorker Central Park gilt, die erste Adresse. Zwar ist der Klang der Stadt stets in Hörweite, doch insbesondere während der Woche bietet der Park mit seinen Pavillons und Plazas, die vom berühmten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer gestaltet wurden, und das ausgezeichnete Museu de Arte Moderna einen Kontrapunkt.
Auch mitten in der Stadt tun sich, völlig unerwartet, kleine innerstädtische Paradiese auf. In Moema beispielsweise. Völlig aus dem architektonischen Zusammenhang gerissen erstreckt sich zwischen der Avenida dos Eucaliptos und der Avenida Cotovia die Rua Normândia. Dieses kleine, idyllische Sträßchen mutet fast wie eine Filmkulisse an und ist einer der Orte, die es unbedingt zu entdecken gilt, in dieser Stadt, die erobert werden will und sich eben nicht auf dem Silbertablett präsentiert.