Seit Monaten tragen wir uns mit dem Gedanken zu verreisen. Erst sollte es New York sein, die Stadt, in der ich eine Weile gelebt und gearbeitet hatte. Diese wundervolle Stadt wollte ich meinem Mann zeigen, dort wollten wir Anfang Oktober unseren Hochzeitstag zelebrieren.
Schon bald überdachten wir diesen eigentlich sehr romantischen Plan, denn von der Megacity in die Stadt, die niemals schläft, zu fliegen, machte, nachdem São Paulo uns insbesondere in den ersten Monaten durch den omnipräsenten Lärm viel Kraft und Nerven kostete, wenig Sinn. Und wirklich um die Ecke lag die Metropole am Hudson River auch nicht, denn selbst ohne Umsteigen dauert die Reise neun Stunden und 50 Minuten.
Der badische Raum hatte es meinem Mann, als es ihn im Mai beruflich dorthin verschlagen hatte, angetan. Begeistert berichtete er von völliger Stille, der er nachts andächtig gelauscht hatte, und dem guten Essen. Doch auch Baden ist weit weg.
Erschöpft durch Wohnungssanierung und Umzug entschieden wir uns schließlich, den Reisezeitpunkt vorzuverlegen. Als wir eines Tage völlig erfroren in der neuen Wohnung saßen, kam uns der rettende Gedanke: Wir fahren ins warme Bahia und dies so schnell wie möglich.
Wir wollten entspannen, am liebsten in einem idyllischen Resort. Sogleich wurden wir mit Warnungen überschüttet. Die Resorts in Brasilien seien Bettenburgen ohne jeden Erholungswert. Laute Großfamilien würden wir dort antreffen, zur Ruhe kommen würden wir dort sicher nicht.
Mit dem besseren Wetter verloren wir unsere Reisepläne aus den Augen, bis es eines Abends wieder kalt war in der Stadt und das Reisethema wieder aufkam und ich mich an die Recherche machte.
Die begann ich mit einer Befragung der Menschen in meiner Umgebung und kam zu interessanten Ergebnissen. So berichtete meine Sprachlehrerin von einem kleinen, exklusiven Resort in Bahia, das sie vom Hörensagen kannte.
Kaum war der Internetauftritt gefunden, richtete ich über das Antwortformular eine Anfrage an dieses Paradies in Itacaré, denn Preise waren der sonst sehr informativen Präsenz nicht zu entnehmen. Eine Antwort erhielt ich nicht.
Also rief ich wenig später die englischsprachige Reservierungshotline an und staunte nicht schlecht, als mir eine special offer unterbreitet wurde: Eine Nacht im De Luxe Bungalow sollte R$ 1.600 (Eur 719,43) kosten und der Superior Bungalow sei für sensationelle R$ 1.350 (Eur 607,06) zu haben. Die Steuern kämen selbstverständlich hinzu.
Ich ließ mich nicht entmutigen und recherchierte weiter. Gute Erfahrungen hatte ich in der Vergangenheit mit Boutique Hotels gemacht. Die würde es sicher auch in Brasilien geben. Natürlich gibt es die, zu ähnlichen Preisen wie das Luxus-Resort.
Als ich meine Freundin Tereza über die erschreckenden Rechercheergebnisse informierte und darüber klagte, dass man in Brasilien für eine Woche Urlaubsvergnügen ein Vielfaches von dem, was in Deutschland verlangt würde, investieren müsse, verwies sie auf Viagens CVC, den brasilianischen Paulschalreiseanbieter.
Als wir schließlich gemeinsam am Telefon den Internetauftritt durchstöberten sah ich sie, die Bettenburgen-Ressorts, zugegeben zu günstigen Tarifen. Nie im Leben würden wir in einer Einheit von 334 Apartamentos mit gigantischen Speisesälen die Ruhe finden, nach der wir uns nach der nicht immer ganz einfachen Eingewöhnungszeit in unserer neuen Heimat sehnten.
Plötzlich erhielten wir aus dem Hintergrund den entscheidenden Tipp. Terezas Ehemann verwies auf Morro de São Paulo, einen Ort auf der Ilha (Insel) de Tinharé, im Municipio von Cairu, der nur per Kleinflugzeug oder mit dem Schiff erreichbar ist, ohne jede Art von Kraftfahrzeugverkehr. Und da mir das Glück gerade hold war, fand ich in Sekundenschnelle die hilfreiche, internationale Website des Ortes (www.morrodesaopaulo.com.br).
Unter Accomodations (Hotels & Inns) identifizierte ich zielsicher ein wundervolles Boutique Hotel, dessen Beschreibung bereits mich die Koffer packen lies. Preise waren auch auf dieser Website nicht zu finden, was mich schlimmes ahnen ließ, dafür aber eine detailgenaue Beschreibung des Standorts, des Praia do Encanto (verzauberter Stand), dem ruhigsten und letzten Strand von Morro de São Paulo.
Und wieder war die exzellente Internetseite von Morro de São Paulo hilfreich, denn ich fand ein kleines Hotel mit zehn Bungalows, das keine Wünsche offen lässt.
Am Samstag geht es los, in dieses kleine Paradies, mit dem wir schon jetzt viel erlebt haben. Doch dazu mehr nach unserer Rückkehr.