In den Wirren des Umzugs lernte ich sie kennen: Eliene, eine Empregada (Haushälterin), die wie ein Engel in meine Leben trat.
Zur Grundreinigung unseres Apartments hatte ich einen Reinigungsservice beauftragt, denn unser Container sollte in den nächsten Tagen eintreffen. Nachdem mich dieser Dienstleister zwei Mal versetzte hatte und der Container in weniger als 24 Stunden erwartet wurde, war die Verzweiflung groß.
Doch der Himmel hatte ein Einsehen und schickte mir zwei meiner Freundinnen, von denen eine ihre Empregada mitbrachte, die Office-Managerin meines Mannes und Conceição, die Empregada des Büros, die kurzerhand ihre Tochter Soraya und Nachbarin Eliene bestellt hatte.
Schnell war alles organisiert. Vilma, die Empregada meiner Freundin, Soraya und Eliene machten sich ans Werk. Vilma begann mit dem Schlafzimmer und reinigte sorgfältig jeden kleinsten Winkel.
Soraya und Eliene raubten mir den Atem. Kräftig packten sie zu, schrubbten, putzen, polierten unermüdlich und bisweilen unter Einsatz ihres Lebens, denn wie sie die gläserne Balkonbrüstung säuberten, hatte etwas Halsbrecherisches.
Ihre optimistische Fröhlichkeit war ansteckend. Endlich hatte ich wieder Hoffnung. Das Apartment würde fertig sein, bevor der Container eintrifft.
Und tatsächlich: Innerhalb weniger Stunden verwandelten die drei fleißigen Engel unser Apartment in ein glänzendes Schmuckstück.
Nach der Containeranlieferung hatte ich Vilma, die mir meine Freundin als dauerhafte Empregada ans Herz gelegt hatte, für Detailarbeiten bestellt. Gewissenhaft und wortlos wusch und polierte sie unsere gesamte Küchenausstattung.
Ich vermisste die charmante und liebevolle Eliene und die kräftige Soraya und entschloss mich spontan, beide erneut zu buchen, denn das Apartment benötigte, nachdem nun alle Möbel an ihrem Platz standen, insgesamt einen Feinschliff. Und wieder blitzte und blinkte alles.
Wenige Tage darauf hatten Tereza und ich Eliene zu einem Interview eingeladen, denn diese selbstständige, effiziente, humorvolle und warmherzige Empregada könnte ich um mich haben, mit ihrer Anwesenheit käme ich gut zurecht.
Einmal mehr erlebte ich eine flexible und aufgeräumte Frau, die geduldig wartete, bis wir die Projekte mit dem Elektriker besprochen hatten, was sich länger hinzog als erwartet.
Auch zwei weitere Anlieferungen konnten sie nicht aus der Ruhe bringen.
Als wir dann endlich über die Rahmenbedingungen ihrer möglichen Tätigkeit sprechen konnten, faszinierte mich ihre Ehrlichkeit, denn immerhin stand die Frage der Häufigkeit zur Diskussion, die an ihre Bereitschaft zu bügeln geknüpft war. Selbstverständlich könne sie bügeln, erklärte sie. Ob ich ihr ein exemplarisches Stück zeigen könne, wollte sie wissen. Ich präsentierte daraufhin ein im Hause 5 à Sec perfekt gebügeltes Hemd. Auf diesem Niveau könne sie nicht bügeln, ihre Fähigkeiten hier beschränkten sich auf den Hausgebrauch.
Dennoch wurden wir handelseinig, denn nie hätte ich auf diese großartige Empregada verzichten mögen. Und schließlich muss auch 5 à Sec existieren.
Seit Juni nun ist Eliene unsere Empregada. Was für ein Geschenk, auch wenn sie meinen Mann von Zeit zu Zeit zur Verzweiflung bringt. Eliene hat klare Vorstellungen: So verstaut sie unsere Tischsets, die mein Mann gern griffbereit hat, stets in der dafür vorgesehenen Schublade.
Lässt er etwas liegen, bringt sie es zurück in sein Zimmer. Jede Woche faltet sie liebevoll seine Freizeitkleidung, die er grundsätzlich lässig über den Stuhl legt.
Wasserflaschen neben dem Bett findet unsere Eliene komisch. Also trägt sie sie in die Küche. Dort widerum haben Handtaschen nichts zu suchen. Die finde ich, wenn ich sie am Türgriff zwischengelagert habe, in meinem Zimmer wieder. Recht hat sie.
So sehr mein Mann mit ihrer Tendenz, Dinge an den Ort zu räumen, den sie passend findet, hadert, so sehr freut mich eben jenes Engagement, denn ich würde es nicht anders machen.
Kaum hatte Eliene bei uns angefangen, stand an ihrem regulären Arbeitstag ein Feiertag an. Rechtzeitig rief sie mich an, erklärte mir geduldig den Sachverhalt und suchte mit mir nach einer Lösung. Und dies, obwohl meine Sprachkenntnisse zu diesem Zeitpunkt noch höchst limitiert waren. Es hätte andere Wege gegeben, mich zu informieren, doch sie wählte den direkten. Nie hat sie sich von meinen sprachlichen Defiziten irritieren lassen. Im Gegenteil: Kürzlich gar bereitete sie mich sprachlich auf einen Friseurbesuch vor, denn ich wollte etwas machen lassen, was ich hier nie zuvor nachgefragt hatte.
Ganz großartig fand ich unsere Verabschiedung, als wir kürzlich, während sie mit dem Bus unterwegs war, telefonierten. Sie schloss das Gespräch, indem sie „Goodbye“ sagte. Ich konnte sie strahlen hören, Eliene, die alles strahlen lässt.